„Auch wenn wir nicht physisch vor Ort sein können, sind wir da.“
Das Fachteam für medizinische Behandlungspflege (FmB) ist rund um die Uhr für unsere Pflegekräfte in den intensivpflegerischen Versorgungen da. Bei Unsicherheit können sie zu Rate gezogen werden, kommen aber auch so regelmäßig zu Visiten direkt zu den Klient*innen. Alle FmB-Kolleg*innen sind Atmungstherapeut*innen oder Fachkrankenpfleger*innen für Anästhesie und Intensivpflege – sie können auf eine jahrelange Fachexpertise zurückblicken. Das schafft Sicherheit. Besonders auch, weil das Team mehr und mehr auf die Telemedizin zurückgreift und sich über diesen Weg mit den Pflegekräften und Klient*innen austauschen kann. Telemedizin ist also ein wichtiger Baustein in einer qualitativ hochwertigen Versorgung von Intensiv-Klient*innen.
Jenny, Uwe und Sascha vom FmB haben uns in einem Gespräch einen kleinen Einblick in ihre Arbeit mit der Telemedizin gegeben. Alle drei nutzen das Tool seit Kurzem.
„Wer ein Smartphone bedienen kann, kann auch mit Telemedizin umgehen.“
Von den WGs, die Uwe betreut, liegt die weiteste 1,5 Fahrtstunden entfernt. „Wir sind viel mit dem Auto unterwegs“, erklärt er und meint damit das FmB. Genau wie Jenny versucht er daher, die Telemedizin wöchentlich zu nutzen. Weil dadurch die Fahrerei gespart wird, sind deutlich mehr Visiten möglich – und das auch mal zu vorgerückter Stunde. „Außerdem tun wir damit doch auch etwas für die Umwelt“, fügt Jenny hinzu. Ihre Versorgungen sind nicht so weit entfernt wie die von Uwe. Dennoch zeigen sich auch im Kleinen die Vorteile. Und Sascha weiß schon jetzt: „Wer ein Smartphone bedienen kann, kann auch mit Telemedizin umgehen. Man muss es nur mal tun.“ Ihm zufolge merken die Pflegekräfte schnell, dass das gar nicht so schlecht ist. „Wir zeigen ihnen, dass sie keine Angst vor dem System haben müssen“, so Uwe.
„Einmal gestartet, ist es ein Selbstläufer.“
Und genau darum geht es bei der Telemedizin. Man muss es einfach mal selbst ausprobieren. „Die Klient*innen sind grundsätzlich sehr offen für das Thema“, berichten die drei. „Bei den Pflegekräften kommt es darauf an, wie man selbst dazu steht. Aber es gibt hin und wieder auch Kolleg*innen, die keinesfalls mit Telemedizin arbeiten möchten.“ Sascha: „Eine Pflegefachkraft in meinem Bereich war sehr interessiert. Nach einer kurzen Erklärung hat sie die Visite übernommen und anschließend die Televisite mit dem Arzt und dem Klienten selbst durchgeführt. Das wird dann ein Selbstläufer.“
„Es ist ein Segen, dass es Bildgebung bei der Telemedizin gibt.“
Was sind denn aus Uwes, Jennys und Saschas Sicht die Vorteile der Telemedizin? Dass Fahrtwege wegfallen und die Arbeitszeit so ganz anders genutzt werden kann, haben wir am Anfang schon gelernt. Wie war das noch mit der Sicherheit für das Pflegepersonal? „Ich hatte mal eine Telemedizin-Visite bei einer Bewohnerin einer Intensivpflege-WG in Hessisch Oldendorf“, erzählt Jenny. „Ihr ging es wirklich schlecht. Weil ich zugeschaltet werden und auf diese Weise intervenieren konnte, hatten wir die Situation schnell wieder im Griff. Das war ein persönliches Highlight für mich.“ Uwe und Sascha stimmen ihr zu. Bei einem Großteil der Zwischenfälle ließe sich auf diese Weise die Kuh vom Eis bringen. „Auch wenn wir physisch nicht vor Ort sein können, sind wir da.“ Und durch Rufbereitschaft sogar rund um die Uhr.
Für Uwe ist die Bildgebung ein Segen. „Wenn du viele Jahre Erfahrung hast wie ich, dann reicht ein Schwenk mit der Kamera und ich kann die Situation vor Ort direkt einschätzen – eben durch die Kombination von Ton und Bild.“ Nicht nur das. Es kann auch gefilmt und später abgerufen werden.
Uwe fragt sich auch, wofür er und seine Kolleg*innen die Telemedizin noch nutzen wollen. Es sei schon praktisch, Berichte einpflegen zu können, aber die komplette Pflegedoku solle nicht über das Tool laufen.
Und Nachteile? Die Bedienoberfläche sei nicht ganz optimal, eine intuitive Handhabung noch nicht vorhanden. „Manchmal muss man ein bisschen um die Ecke denken, um dort anzukommen, wo man hin will“, so Uwe. Das betrifft zum Beispiel die verschiedenen Schritte einer Terminvereinbarung. Auch die Aufnahme-Akustik sei noch nicht ideal. Aber Technik entwickelt sich rasend schnell weiter, wie wir alle wissen. Und vor allem soll die Telemedizin unterstützen und nicht ablösen.
„Telemedizin ersetzt weder die Präsenz in Summe noch das Denken der Pflegekräfte.“
Vor Ort sein ist das Optimum. Ansonsten füllt die Telemedizin Lücken. Das ist Jan Grineisen, dem Leiter des Bereiches Digitalisierung in der DEUTSCHENFACHPFLEGE besonders wichtig. Und genau so arbeitet das FmB ja auch: Die Atmungstherapeut*innen sind regelmäßig vor Ort bei den Klient*innen und ihren Pflegekräften. Das ändert auch die Telemedizin nicht. Sie ist jedoch außerordentlich nützlich, wenn eine Visite nicht zwingend in Präsenz stattfinden muss oder es bei einem Zwischenfall einer raschen fachlichen Einschätzung bedarf.
Und am wichtigsten: Die Erlebnisse des FmB mit der Telemedizin waren bisher durchweg positiv. „Das stellt eine zusätzliche Beziehung her“, zieht Sascha sein Fazit. „Wir haben ja einige Klient*innen, die ohnehin online unterwegs sind. Die finden das gut.“ Aber genauso für die Angehörigen sei das Thema durchweg positiv besetzt: „Ach, guck mal – die machen sich Gedanken und gehen mit der Zeit.“