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Eines Tages

Stadion Bielefeld

Berlin, 25. Mai 2025. Die Sonne scheint über der Hauptstadt, doch über allem liegt ein ganz besonderer Glanz: Blau und Weiß, soweit das Auge reicht. Am Hauptbahnhof, am Alexanderplatz, vor dem Brandenburger Tor – überall sind die Arminen. Die Bielefelder Alm steht im DFB-Pokalfinale. 100.000 Fans pilgern in die Hauptstadt und mittendrin: Marco Dinic.

Seit 1996 ist Marco Mitglied bei Arminia Bielefeld. Der Klub, der ihn geprägt hat, durch Höhen und Tiefen. Spiele hat er viele gesehen, im Stadion war er lange nicht mehr – aber als es hieß: Finale in Berlin, war sofort klar: Da muss ich hin. Keine Diskussion. Aber mit einer Querschnittlähmung, Trachealkanüle und 24-Stunden-Intensivbetreuung ist so ein Ausflug keine Selbstverständlichkeit. Und doch: Es wurde möglich. Dank eines besonderen Netzwerks und seiner Cousine Tanja.

Marco wird in seinen eigenen vier Wänden in Stieghorst vom Pflegedienst Jasper versorgt. Und damit die Versorgung auch in Berlin reibungslos läuft, hat seine Cousine Tanja, die als Überleitmanagerin bei der DF arbeitet, schnell die kurzen Wege innerhalb des Verbundes genutzt.

Sie fand ein Zimmer. In der Intensivpflege-WG hauseins in der Bismarckstraße – betrieben vom Pflegedienst rundum – ebenfalls Teil des DEUTSCHENFACHPFLEGE. Eine Koordination, die nur durch den starken Pflegeverbund möglich war. Nur so wurde dieser Traum vom Finale Wirklichkeit.

Also ging’s morgens um zehn los: Pflegekraft, Ausrüstung, Onkel mit Karte, eigene Karte, fünf Stunden Fahrt. Hotel, Tasche abstellen, kurze Pause – und dann Richtung Stadion. Natürlich gibt’s noch ein paar Hürden: Straßensperren, verwirrte Ordner, ein bisschen Improvisation. Doch schließlich stehen sie da – im Olympiastadion.

Marco ist im Block über den Ultras, sein Onkel in einem anderen Sektor, seine Freunde ein Block weiter oben – aber alle gemeinsam hier. „Eines Tages, da spielt der Deutsche Sportclub im Finale, Finale von Berlin!“. Schon vor dem Anpfiff singen es die Fans in Endlosschleife. Marco singt mit, so laut es eben geht. Die Stimmen heiser, die Augen glänzend vor Freude.

Kurz vor Anpfiff ist jede Stufe voll. Leute sitzen, stehen, hängen an Gittern – völlig egal. Der Moment zählt. Und dann rollt der Ball. Arminia zeigt Herz, Einsatz, Leidenschaft. Chancen sind da, das Stadion kocht, Arminia trifft die Latte, Stuttgart das Tor.

Stadion BielefeldDas Gefühl ist größer als jedes Ergebnis. Marco fiebert mit, wie alle anderen. Die Pflegekraft bleibt im Hintergrund, da, wenn sie gebraucht wird – aber es geht um Fußball, nicht um Pflege. Und dieser Fußball will für die Arminia erst ein wenig zu spät ins Netz. Stuttgart gewinnt mit 4:2. Der Atmosphäre bei den Blauen tut das aber keinen Abbruch. Nach Abpfiff sind fast alle Fans noch auf ihren Sitzen. Auch wenn am Ende nicht der Pokal nach Bielefeld geht – dieser Tag ist für immer.

„Die Stimmung war wichtiger als das Ergebnis. Überall waren Arminen. Das habe ich noch nie erlebt. Das war wirklich einmalig“, sagt Marco später. Und genau das war es. Auch wenn die Pyrotechnik seine Lunge mal herausfordert – es gab keinen Hustenanfall, kein Notfall. Alles bleibt stabil. “Ich hab’s aber schon gemerkt.” Sicherheit hat Priorität, auch dank der aufmerksamen Pflegekraft, die den gesamten Tag an seiner Seite war.

Nach dem Schlusspfiff geht es direkt zurück. Keine großen Feiern mehr, nur noch heim. Um 23 Uhr ist Marco schon zurück im Bett – sicher und ruhig in seiner WG in der Bismarckstraße. Und obwohl das Ergebnis nicht den großen Traum brachte, bleibt der Tag unvergesslich. Denn: Er war dabei.