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Locked-in-Syndrom

Locked-in-Syndrom

Das Locked-in-Syndrom wird auch als Gefangensein-Syndrom, Eingeschlossensein-Syndrom, Lock-in-Syndrom oder kurz LiS bezeichnet. Die Betroffenen sind bei vollem Bewusstsein, jedoch können sie ihren Körper nicht mehr bewegen. Die Ausnahme dabei bilden die Augenlider, sodass Erkrankte über einen Augencode mit Angehörigen, Ärzt*innen und Pflegefachkräften kommunizieren können.
Das LiS entsteht häufig durch einen schweren Schlaganfall und ist ein seltenes Krankheitsbild in der Neurologie. Auch Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen oder Drogenmissbrauch können das Lock-in-Syndrom auslösen. Aktuelle Zahlen zur Häufigkeit des Auftretens der Krankheit gibt es nicht. Eine Studie aus den Jahren 1987 und 1988 ergab jedoch, dass jährlich etwa 32 von 100.000 Personen daran erkranken. Je nach Ursache bilden sich die Lähmungen zurück. Bei einigen betroffenen Personen bleiben die Symptome jedoch bestehen. Dann ist das Locked-in-Syndrom nicht heilbar.
Die Erkrankung macht eine 24-Stunden-Pflege und meist eine maschinelle Beatmung nötig. Klient*innen, deren Lock-In-Syndrom rückläufig ist, haben oft anschließend weitere Probleme im Bewegungsablauf. Das ist auf den Muskelabbau und der daraus resultierenden Schwäche zurückzuführen. Teilweise sind auch Muskel- oder Sehnenverkürzungen die Ursache für einen eingeschränkten Bewegungsablauf. Die Behandlung besteht in erster Linie aus der Vermeidung von Folgestörungen, die die Immobilität oft mit sich bringt. Dazu zählen in erster Linie regelmäßige Physio- und Ergotherapie. Da das Schlucken des Speichels bei Erkrankten oft beeinträchtigt ist, zählt auch die Logopädie zu den therapeutischen Maßnahmen. Eine regelmäßige Mobilisation verringert das Risiko der Bildung eines Dekubitus (Druckgeschwür). Die Nahrungsaufnahme erfolgt überwiegend per perkutaner endoskopischer Gastrostomie (PEG-Sonde) oder parenteral über einen venösen Zugang.
Der Schlaganfall, der zu den häufigsten Locked-in-Syndrom Ursachen zählt, ist in der außerklinischen Intensivpflege ein häufig vorkommendes Krankheitsbild. Die DEUTSCHEFACHPFLEGE gehört zu den größten deutschen Anbietern der Intensivpflege im eigenen Zuhause. Sie ermöglicht eine persönliche Intensiv- und Beatmungspflege im eigenen Zuhause sowie eine bundesweite Versorgung in wunderschönen Wohngemeinschaften.

Definition

Das Locked-in-Syndrom ist ein seltenes neurologisches Krankheitsbild. Es ist eine Tetraplegie, bei der die vier Extremitäten gelähmt sind, während zugleich eine Unfähigkeit zu sprechen vorliegt. Das Bewusstsein der Erkrankten bleibt vollständig erhalten. Je nach Ursache ist die Erkrankung in einigen Fällen rückläufig, sodass Betroffene die Bewegungsfähigkeit zurückerhalten können.

Symptome

Jede*r Locked-in-Klient*in zeigt klinisch dieselben Symptome. Abgesehen von vertikalen Blickbewegungen (Bewegung der Augenlieder) kann der Körper nicht mehr bewegt werden. Das zeigt sich in der Immobilität (Bewegungsunfähigkeit) sowie in Schluckstörungen, sprachlicher Einschränkung, der Unfähigkeit zu essen und teilweise in Atemstörungen.
In vielen Fällen treten die Locked-in-Syndrom-Symptome akut auf. Bei bestimmten Ursachen können sie sich auch im Laufe weniger Tage bis Wochen ausbilden. Im EEG zeigen sich normale Hirnströme, die auf das erhaltene Bewusstsein hinweisen und auch der Schlaf-wach-Rhythmus bleibt meist erhalten. Ohne eine umfangreiche Untersuchung können die Symptome des Locked-in-Syndroms mit einem Koma oder dem Hirntod verwechselt werden. Schätzungen zufolge werden bei 10 bis 20 % der Locked-in-Klient*innen fälschlicherweise ein Koma oder Wachkoma diagnostiziert.

Was können Menschen mit Locked-in-Symptom wahrnehmen?

Die gelähmten Personen haben keinerlei Einschränkungen in ihren kognitiven Funktionen. Die sensorische Fähigkeit bleibt erhalten. Sie sind bei klarem Verstand und nehmen die Außenwelt durch ihr Gehör und mit den Augen wahr. Die Augen können von oben nach unten bewegt werden und auch blinzeln ist möglich. Die Funktion der Augenbewegung spielt für Erkrankte eine wichtige Rolle bei der Kommunikation mit der Außenwelt. Die untere Gesichtshälfte kann nicht aktiv bewegt werden.

Ursachen

Die häufigste Ursache des Locked-in-Syndroms stellt der Apoplex (Hirninfarkt/ Schlaganfall) dar. Weniger häufige Ursachen sind das Guillain-Barré-Syndrom, Krebserkrankungen und weitere Krankheiten.
Das Locked-Syndrom tritt auf, wenn der ventrale Pons (Hirnbrücke im Kleinhirn) geschädigt ist. Dort verlaufen zahlreiche Nervenzellen, die eine Vielzahl der körperlichen Prozesse steuern. Das kann durch akute Durchblutungsstörungen, Blutungen oder Schädel-Hirn-Traumata verursacht werden. Seltener kommen Luftembolien oder Vergiftungen mit Diazepam oder Heroin als Ursache vor.

Locked-in-Syndrom nach Schlaganfall

Das Locked-in-Syndrom nach einem Schlaganfall wird durch eine Durchblutungsstörung der Arteria basilaris verursacht. Diese Arterie versorgt die Bereiche, die für Bewegungen zuständig sind. Die Blutversorgung für den Bereich, der für das Bewusstsein verantwortlich ist, übernehmen andere Arterien, sodass die kognitive Funktion erhalten bleibt.

Trauma, Tumor und weiteren Krankheiten

Traumata, die zu Blutungen führen, können die Blutversorgung des Hirnstamms unterbrechen oder diesen Bereich durch einen ansteigenden Hirndruck einquetschen. Auch Tumore können zu einer solchen Quetschung führen. ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), MS (Multiple Sklerose) oder Entzündungen der Gehirnhäute können auch Ursachen für das Locked-in-Syndrom sein. Ob die Krankheit dauerhaft besteht, hängt von der Ursache des LiS und dem Ansprechen der therapeutischen Maßnahmen ab.

Guillain-Barré-Syndrom

Das Guillain-Barré-Syndrom ist eine akute, idiopathische Polyneuritis und eine Form der Polyneuropathie. Bei dieser Krankheit kommt es zu einer Muskelschwäche, die sich über mehrere Tage bis Wochen verstärkt und sich anschließend selbstständig zurückzieht. Viele Betroffene bemerken zuerst eine Schwäche in den Beinen. Sie breitet sich allmählich nach oben hin aus und verschlimmert sich. Die rechtzeitige Behandlung kann die Muskelkraft schneller wiederherstellen. Die Erkrankung betrifft viele periphere Nerven und kann durch eine Infektion, Operation oder eine autoimmune Reaktion ausgelöst werden. Die Betroffenen können ein Locked-in-Syndrom entwickeln, welches sich allerdings in der Regel zurückbildet. Bei etwa einem Drittel der Klient*innen mit Guillain-Barré-Syndrom bleibt eine anhaltende Muskelschwäche bestehen. Kinder sind davon noch häufiger betroffen. Meist fällt sie gering aus, sodass sie sich wieder selbstständig bewegen können.

Heilbar?

Nach dem heutigen Kenntnisstand ist das Lock-in-Syndrom nicht heilbar. Jedoch gibt es Ursachen, wie beispielsweise die Krankheit Guillan-Barré-Syndrom, welches die Quadriplegie wieder zurückbildet. Bei vielen Betroffenen bleibt dabei zwar eine restliche Muskelschwäche zurück, jedoch liegt keine Lähmung aller vier Gliedmaße mehr vor. Ist die Ursache ein kleiner Apoplex, können sich die Symptome auch wieder zurückbilden und es wieder möglich machen, selbst zu essen oder einen Positionswechsel durchzuführen. Dafür sind vor allem zügig umgesetzte medizinische und therapeutische Maßnahmen notwendig. Möglich ist, dass sich die Symptome auch nach einem schweren Apoplex etwas zurückbilden. Die komplette Rückbildung der Lähmungen ist jedoch unwahrscheinlich.

Diagnose

Auf den ersten Blick ist ein Locked-in-Syndrom nach einem Schlaganfall nicht von einem Wachkoma zu unterscheiden. Teilweise besteht sogar der Verdacht auf Hirntod. Das liegt daran, dass auch komatöse Klient*innen fast keiner Aufforderung folgen können. Aus diesem Grund ist es unbedingt notwendig, dass eine gründliche Diagnostik erfolgt.
Nach der ersten körperlichen Untersuchung durch die Ärzteschaft werden bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) eingesetzt, um die genaue Ursache festzustellen. Hierbei lassen sich Durchblutungsstörungen, Blutungen und auch Krebserkrankungen feststellen. Weiterführende bildgebende Verfahren wie Positronen-Emissions-Tomographie (PET), Einzelphotonenemissionscomputertomographie (SPECT) oder eine funktionelle MRT-Untersuchung können die Diagnose bestärken. Einen wichtigen Hinweis gibt zudem eine EEG-Untersuchung, die anzeigt, ob das Gehirn arbeitet oder ob ein Hirntod vorliegt.
Eine Blutuntersuchung kann beispielsweise eine Infektion aufdecken, die auf ein Guillain-Barré-Syndrom hinweist. Weitere Untersuchungen, um ein Guillain-Barré-Syndrom zu diagnostizieren, sind die Elektromyographie und die Messung der Nervenleitungsgeschwindigkeit. Außerdem müssen weitere Störungen vor der Diagnose des Locked-in-Syndroms ausgeschlossen werden. Diese sind:

  • Akinetischer Mutismus
  • Apallisches Syndrom
  • Minimaler Bewusstseinszustand
  • Wachkoma
  • Medikamentenmissbrauch

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung der Locked-in-Syndrom-Klient*innen ist herabgesetzt. Die Symptome bilden sich in den meisten Fällen nicht zurück, sodass das Risiko von Thrombose, Lungenentzündung oder anderen Erkrankungen bestehen bleibt. Die Mortalitätsrate beträgt zwischen 41 und 67 %.

Pflege

Klient*innen mit einem Locked-Syndrom sind auf eine intensive pflegerische Versorgung angewiesen. Für den Fall, dass die erkrankte Person in ihrer Atemfunktion eingeschränkt ist und durch eine Beatmungsmaschine unterstützt werden muss, ist eine Beatmungspflege notwendig. Diese beinhaltet die Überwachung der Parameter, die Versorgung des Tracheostomas sowie hygienische Maßnahmen. Die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme wird durch die Verabreichung der Sondenkost sowie ausreichend Flüssigkeit sichergestellt. In der Regel erfolgt dies meist über eine PEG oder eine Magensonde.

Aufgaben der Intensivpflege bei LiS

Einen großen Teil der Intensivpflege nimmt die Grundpflege ein. Hier übernehmen die Pflegefachkräfte die Körperpflege, Zahn- und Mundpflege, Haarpflege und das Ankleiden. Prophylaktische Maßnahmen zur Vermeidung von Thrombose, Dekubitus oder Pneumonie zählen ebenfalls zu den Aufgaben in der Intensivpflege bei Lock-in-Syndrom. Durch zu langes Liegen in einer Position wird die Durchblutung jener Hautareale eingeschränkt, die nah am Knochen liegen. Beispielsweise am Steiß, den Fersen oder den Schulterblättern. Daraus können chronische Wunden entstehen, die nur schlecht oder gar nicht verheilen. Regelmäßige Positionswechsel beugen diesem vor und sorgen dafür, dass verschiedene Bereiche der Lunge belüftet werden.
Einen weiteren Bereich nimmt die Unterstützung bei der Ausscheidung ein. Dazu gehören beispielsweise das Wechseln der transurethralen Blasenkatheter oder Verbandswechsel der suprapubischen Blasenkatheter. Auch die Klientenbeobachtung, Kontrolle der Vitalwerte und die psychosoziale Betreuung gehören zur Pflege bei Locked-in-Syndrom. Wichtig ist, dass die Betreuung rund um die Uhr gewährleistet wird. Nur so können Komplikationen rechtzeitig erkannt und vermieden werden. Die Maßnahmen der Intensivpflege müssen zudem über die gesamte Lebensspanne der Erkrankten Betroffenen durchgeführt werden. Eine Unterbrechung der Pflegemaßnahmen ist nicht möglich.

DFG: Professionelle Versorgung

Das Locked-in-Syndrom ist ein verhältnismäßig häufiges Krankheitsbild in der außerklinischen Intensivpflege, da viele der Klient*innen beatmungspflichtig und somit intensivpflegebedürftig sind. Die Betreuung intensivpflegebedürftiger Menschen erfordert ein breites pflegerisches Fachwissen und ist besonders zeitaufwendig. Angehörige sind mit dieser Form der Pflege oft stark überfordert und können die Pflege im eigenen Zuhause der Erkrankten nicht gewährleisten.
Für viele pflegebedürftige Menschen bedeutet die Pflege im eigenen Zuhause jedoch ein hohes Maß an Lebensqualität. Um dies zu ermöglichen hat sich die DEUTSCHEFACHPFLEGE auf die außerklinische Intensivpflege spezialisiert. Wir ermöglichen Ihnen eine umfassende Intensivpflege-Betreuung im eigenen Zuhause oder in einer unserer bundesweiten Wohngemeinschaften für beatmungspflichtige und intensivpflegebedürftige Menschen.
Unsere Pflegefachkräfte sind hochqualifiziert und bilden sich im Bereich der Beatmungspflege regelmäßig weiter, um eine optimale Versorgung zu garantieren. Neben der täglichen Grundpflege widmen sich unsere Pflegekräfte ihren Angehörigen mit viel Zeit und Verständnis. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, führen wir regelmäßige Qualitätsprüfungen nach unserem eigens erstellten Qualitätskriterienkatalog durch. Dieser legt Standards fest, die weit über gesetzliche Bestimmungen hinausragen. In unserer täglichen Kommunikation achten wir auf Empathie, Verständnis und Mitgefühl und sorgen damit für eine wertschätzende Atmosphäre.
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Quellen

Bauer G, Gerstenbrand F, Rumpl E: Varieties oft he locked-in syndrome
Flügel K.A, Fuchs H.H, Druscky K.F: Das „Locked-in“-Syndrom: Peseudokoma bei Basilaristhrombose
Kaltenborn K.F: Schlaganfall und Locked-in-Syndrom In: Schnorr H: Leben mit Behinderungen.

Die Informationen im PflegeWiki ersetzen keine individuelle ärztliche Beratung oder Behandlung.