Begegnungen auf Herzensebene

Es geht die Sonne auf, wenn Herr Schmidtchen den Raum betritt. Und das liegt nicht nur an seiner roten Nase, dem bunten Hemd oder den farbenfrohen Socken. Mit fröhlicher Neugierde begegnet er der Welt, hat keine Scheu – ist aber niemals aufdringlich. So hält er für einen Moment die Zeit an und lässt alles andere unwichtig werden.

Im echten Leben heißt Herr Schmidtchen Mirco. Er ist Erzieher und Heilpädagoge. Nach sieben Jahren im Kindergarten hat es ihn in eines der Kinderhäuser der DEUTSCHENFACHPFLEGE verschlagen. „Ich habe mich schockverliebt“, gesteht er – und meint damit die Einrichtung, in der er jetzt arbeitet. „Im Kinderhaus habe ich ganz andere therapeutische Möglichkeiten“, erklärt Mirco. Zum Beispiel Musik- oder Spieltherapie. Denn die kleinen Bewohner*innen des Kinderhauses haben im Rahmen ihres Intensivpflegebedarfs vielfältige Bedürfnisse. Eines muss klar sein: Mirco ist keine Pflegekraft. In den Kinderhäusern gibt es neben der pflegerischen Arbeit auch einen pädagogischen Anteil, denn wer hier wohnt, ist minderjährig und muss in der persönlichen Entwicklung unterstützt und gefördert werden.

Und jetzt zaubert Mirco als Herr Schmidtchen den Kindern ein zusätzliches Lächeln ins Gesicht – als Klinik-Clown. „Ich wollte das schon immer machen“, strahlt er. Es gab nur keine Ausbildungsangebote in der Nähe. Als sich das änderte, hat er nicht lange gezögert und sich beim Humor-Kolleg in Paderborn beworben.

An den meisten Tagen seines Arbeitsalltages ist Mirco er selbst. Es soll ja etwas Besonderes sein, wenn Herr Schmidtchen zu Besuch kommt. Der Plan ist daher, dass der Clown vierteljährlich einmal in jedes Kinderhaus der DF reist. „Die Kinder reagieren ganz unterschiedlich auf Herr Schmidtchen“, berichtet Mirco. „Ein kleiner Vorteil ist meine pädagogische Ausbildung. Da bringe ich ein gewisses Fingerspitzengefühl mit.“ Die Pflegekräfte sind da teilweise skeptischer. Aber auch sie werden ab und an ins Spiel einbezogen und merken schnell, dass es vor allem Spaß macht.

Herr Schmidtchen hat stets seine rote Tasche dabei. Darin findet sich allerhand Nützliches: Seifenblasen, rote Clowns-Nasen oder auch Luftballons. „Mit denen kann man lustige Geräusche machen“, schmunzelt Mirco. Das Spiel beginnt im Gemeinschaftsraum der Kinderhäuser. Danach geht es teilweise auch in die Zimmer der jungen Bewohner*innen. „Ich schaue, dass ich alle Kinder besuche, damit sie ihre Angst verlieren. Denn mir geht es vor allem um eins: Sie sollen rauskommen aus dem Alltag und ihre Situation einfach mal vergessen – Lachen ist die beste Medizin.“

Ein Klinik-Clown muss unbedingt über Feingefühl verfügen, die Situation im Raum schnell einschätzen und sein Spiel darauf einstellen können. Mirco hat zwar immer einen Plan für seinen nächsten Einsatz als Clown, muss bei Bedarf aber spontan reagieren können.

„Herr Schmidtchen kann auch leise, wenn es die Situation erfordert“, erklärt Mirco. „Dann gilt es, einfach da zu sein und eine Basis zu schaffen.“

Im Übrigen sei er als Mirco für dünnes Eis prädestiniert, gibt der Pädagoge zu. Ein Clown hat da zum Glück eine gewisse Narrenfreiheit. Aber es gibt Situationen, die grenzwertig werden können. „Man muss dann die Pause aushalten und schließlich einen Weg finden, das Ruder herumzureißen.“ Viel einfacher ist sowas, wenn man zu zweit arbeitet. „Falls man in eine doofe Situation gerät, kann der oder die andere einen dann da rausziehen.“ Mirco hätte für Herrn Schmidtchen also ziemlich gerne eine*n Gefährt*in: „Es wäre schon cool, wenn wir zu zweit wären. Man muss sich das einfach mal anschauen und ausprobieren. Das ist eine so wertvolle Arbeit.“