Therapie bei heilbarem LiS
Für den Fall, dass das Guillain-Barré-Syndrom die Ursache für das Syndrom ist, ist das Locked-in-Syndrom heilbar. Die vollständige Lähmung ist in diesem Fall rückläufig und die Patient*innen erhalten ihre Bewegungsfähigkeit wieder zurück. Durch die frühzeitige Behandlung mit Immunglobulinen kann der Rückzug der Symptome beschleunigt werden. In anderen Fällen gibt es keine Therapiemöglichkeiten, um das Lock-in-Syndrom zu heilen.
Therapie bei nicht-heilbarem LiS
Für den Fall, dass das LiS nicht heilbar ist, zielt die Therapie bei Locked-in-Syndrom auf die Vermeidung von Folgeerkrankungen und Komplikationen. Da nahezu alle körperlichen Funktionen ausfallen, müssen diese extern übernommen werden. Einen großen Schwerpunkt stellt die Übernahme der Nahrungsaufnahme dar. Die Erkrankten haben Schluckstörungen und können nicht kauen. Deshalb wird eine perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) durchgeführt. Bei dieser führt eine Sonde von der Bauchdecke direkt in den Magen und Pflegefachkräfte und Angehörige können hierüber Sondenkost, Getränke und Medikamente verabreichen. Teilweise kommt es zu bei Erkrankten auch zu Atemproblemen. Deshalb kann eine maschinelle Atemunterstützung eingesetzt werden.
Lange Zeit ging man davon aus, dass sich das Gehirn nicht regenerieren kann. Jedoch wurden bei Locked-in-Syndrom-Patient*innen die Beobachtung gemacht, dass sich eine früh einsetzende Ergo- und Physiotherapie durchaus positiv auswirken kann. Diese Therapieformen sind wichtig, um Kontrakturen vorzubeugen, Schmerzen zu lindern und Prophylaxen gegen Pneumonie (Lungenentzündung) oder Thrombose durchzuführen.
Vermeidung von Folgestörungen und Komplikationen
Die Immobilität, die durch die Quadriplegie verursacht wird, birgt Risiken. Dazu zählt die Thrombose. Hierbei bildet sich ein Blutgerinnsel, welches mit dem Blutstrom durch den Körper geschwemmt wird und kleinste Arterien (wie z.B. in der Lunge) verstopfen kann. Dies führt zu einer Lungenembolie mit akuter Atemnot. Um das Risiko zu senken, werden häufig blutverdünnende Medikamente verordnet.
Außerdem wird in vielen Fällen die Kontrolle über den Harndrang verloren. Folgend können sich im Intimbereich durch die Nässe Hautprobleme bilden. Um ebendies zu verhindern erhalten viele Erkrankte einen transurethralen oder suprapubischen Katheter, der den Urin direkt von der Blase in einen Beutel leitet. Um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten, wird dieser regelmäßig gewechselt und desinfiziert.
Hilfe bei Depression
Menschen, die an LiS leiden sind bei vollem Bewusstsein und bekommen alles mit, was um sie herum geschieht. Die extreme Hilflosigkeit, die in einer solchen Situation entsteht, führt oft dazu, dass erkrankte Menschen eine Depression entwickeln. Die Depression ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen der Klient*innen, die mit dem Locked-in-Syndrom leben. In solchen Fällen werden Antidepressiva verordnet sowie eine psychologische Therapie und Betreuung in die Wege geleitet.
Kommunikation mit den Augen
Damit die erkrankten Patient*innen mit Angehörigen, Therapeut*innen, Pflegefachkräften und anderen Personen kommunizieren können, kann der Augencode verwendet werden. Hierbei werden Ja-Nein-Fragen gestellt, auf die die Betroffenen mit Augenbewegungen, wie Blinzeln oder Augenschließen, antworten können. Es gibt auch spezielle Computer, die die Augenbewegungen registrieren. Der Betroffene fixiert beispielsweise Buchstaben auf dem Bildschirm und bildet damit Wörter oder sogar ganze Sätze. Je nach Modell kann der Computer diese Wörter und Sätze vorlesen. Es benötigt Übung, bis die erkrankten ihn reibungslos verwenden können. Langfristig ist die Nutzung eines Computers jedoch eine hilfreiche Möglichkeit, um eine umfassende Kommunikation zu ermöglichen.
Eine neue Möglichkeit, die Kommunikation wieder herzustellen sind Brain-Computer-Interface-Verfahren. Hier werden die Gedanken der Betroffenen von einem Computer aufgezeichnet und wörtlich dargestellt. Zur Einstellung erfolgen einige Untersuchungen mit dem EEG, um den PC passgenau auf die Hirnströme einzustellen.